Friedhöfe gehören zu wichtigen Zeugnissen unserer Geschichte. Widerspiegeln sie doch einmal die Vergänglichkeit unseres Daseins, aber auch eine ihrer jeweiligen Entstehungszeit entsprechende Kultur. Fast jedes Land oder jeder Landstrich hat dabei seine eigene Identität entwickelt und im Laufe der Jahrhunderte stetig verändert. Deshalb faszinieren besonders alte historische Grabstätten. Sie strahlen gerade in unserer heutigen hektischen Zeit Ruhe und meist auch Naturnähe aus. Einer dieser ehemaligen Friedhöfe in unserer Region ist der Campo Santo - frei übersetzt Heiliges Feld in der Kleinstadt Buttstädt nordöstlich von Weimar.
Er entstand entsprechend der Jahreszahl auf einem Schlussstein ab dem Jahre 1592 durch die Erweiterung einer Grablege der wendischen Vorstadtbewohner. Das Besondere an diesem Friedhof sind die beiden 30 und 40 m langen Arkaden, d.h. überdachte Gräber und Grüfte.
Der Campo Santo hat nach neuesten Forschungen keine italienischen, sondern französische Vorbilder. Er wurde in dieser Form nach Klosterkreuzgängen und Klosterarchitekturen auch in anderen Orten Mitteldeutschlands angelegt, u. a. in Halle (Saale). An einer Seite des Friedhofes stand die kleine Johanneskirche. Sie brannte 1684 ab und wurde nicht wieder errichtet. Mehr als 250 Jahre wurden auf dem Gelände des Campo Santo, letztmalig 1861, Menschen beerdigt. Faszinierend sind die zum Teil gut erhaltenen und restaurierten etwa 160 Grabmale im Renaissance-, Barock-, Rokoko- und zuletzt im Klassizismus-Stil.
Jede Zeit hat ihre speziellen Spuren hinterlassen. Die Steinmetze waren wahre Künstler auf ihrem Gebiet.
In den Arkaden wurden wohlhabende Bürger der Stadt beerdigt, deren Grabsteine noch heute ganze Lebensgeschichten erzählen.
Bereits 1886 beklagte der Kirchenvorstand Buttstädts den maroden Zustand des Friedhofes und seine teilweise Nutzung als Lagerstätte. Daran änderte sich bis 1989 nichts. Niemand fühlte sich mehr verantwortlich für den Zustand des Geländes und der Baulichkeiten. Die herrlichen Bäume, zum Teil über 200 Jahre alt, und die alten Grabmale waren umwuchert von Sträuchern und Unkraut. Auch die Arkaden mit den Grüften waren völlig dem Verfall preisgegeben.
Ab 1991 begann ein örtlicher Verein dank fließender Fördermittel, u. a. der Denkmalpflege, mit der Sanierung des nunmehr denkmalgeschützten Areals. Das Gelände wurde von Wildwuchs, Schutt und Unrat befreit, sowie alle noch vorgefundenen Gräber und Grabmale katalogisiert. Die Gruftabdeckungen wurden gesichert, umgefallene Grabsteine wieder aufgerichtet und die Dächer der Arkadengänge und des Einganges instand gesetzt bzw. erneuert. Im Rahmen der Möglichkeiten wurden steinerne und gusseiserne Grabsteine restauriert. Diese Arbeiten werden weiter fortgesetzt.
Heute ist der Campo Santo wieder ein sehenswerter historischer Friedhof.
Das Renaissanceeingangsportal unter dem wunderbar restaurierten Turmgebäude lädt interessierte Besucher ein, die Vergangenheit zu ergründen. Mehrmals im Jahr werden auf dem Friedhof Konzerte und Lesungen abgehalten.
Ein Besuch sowohl dieses Friedhofes als auch der kleinen über 1000 Jahre alten Stadt mit den über die Landesgrenzen bekannten Pferdemärkten ist lohnenswert.
Melden Sie sich aber vorher beim Vorsitzenden des Fördervereins, Herrn Erich Reiche, telefonisch an. Der Friedhof ist nur nach Anmeldung zu besichtigen.
Danke an Herrn Reiche für seine hochinteressante Führung durch das Gelände.
Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft