f
🔍 Suchen

Artikel 69 für Ausgabe 01/2012 der Kahlaer Nachrichten - Wanderung zur Wüstung Spaal:

Zwischen Wittersroda und Lengefeld, also an der direkten Verlängerung des Reinstädter Grundes,
aber auch vom Luisenturm oberhalb Kleinkochberg bzw. Schmieden auf der Hohen Straße aus Richtung Orlamünde bestens zu Fuß erreichbar, liegt das große Waldgebiet Spaal.
Geheimnisumwittert und wildromantisch - so kann man diese Gegend bezeichnen.
Inmitten dieses landschaftlich einmalig schönen zum Forstamt Bad Berka gehörenden Gebietes befindet sich eine Wüstung.
Von Kahla kommend, endet in Wittersroda die freigegebene Fahrstraße.
An der kleinen sehenswerten Kirche des Ortes
Kirche zu Wittersroda
sollte man deshalb das Auto parken und weiter auf der Bitumenstraße,
vorbei am Uhufelsen (es gibt sie noch !), bis an eine markierte Stelle wandern.
Nun biegt man nach links ab und läuft auf dem stetig seicht ansteigenden Weg zur Wüstung Spaal.
Achtung: Die vielen im Spätsommer verlockenden Sträucher mit glänzenden schwarzen Beeren am Wegrand sind giftige Tollkirschen (Atropa belladonna).
giftige - Atropa belladonna - Tollkirsche
Die Inhaltsstoffe dieser Pflanze werden zu Heilzwecken verwendet. Der Name entstand wegen der beim Verzehr pupillenerweiternden Wirkung der Alkaloide (Bella donna = schöne Frau) und der an Tollheit erinnernden weiteren Symptome.
Auf dem Bergrücken angekommen erreicht man als erstes das sog. Spaalhaus,
Fortshaus Spaal
ein kleines, noch heute genutztes Forsthäuschen mit einer lustigen Frontbemalung.

Bemalung Forsthaus Spaal
Es grenzt unmittelbar an die Wüstung.
Die Beurkundungsdaten des Rundangerdorfes weichen etwas ab, aber so um 1380 erfolgte eine Ersterwähnung als Spayl, später Spal. Bereits im Jahre 1492 wird der Ort als wüst bezeichnet. Auf den Mauern des früheren Dorfes wurde nun ein Vorwerk errichtet, das anfangs zum Rittergut Kochberg gehörte. Der Spaal war damals die höchstgelegene Siedlung im Herzogtum Sachsen-Altenburg in Thüringen. Im Jahre 1799 wurde das Gut Kuhfraß Besitzer des Vorwerkes. Dieses gehörte bis zur Enteignung 1945 der Familie Henckel von Donnersmark mit ihrem - heute als Altenheim genutzten - Schloss Hirschhügel in Kuhfraß. Dieser Ort liegt an der B85 zwischen Weimar und Rudolstadt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Vorwerk auf dem Spaal zeitweilig ein Kinderferienlager, verfiel dann aber zusehends. Heute wird der liebevoll gestaltete Platz vor den Ruinen
Wuestung Spaal
zunehmend als attraktives Wanderziel und Platz zum Grillen genutzt. Etwa 500 m weiter an einer schönen Lindenallee stehen zwei noch erhaltene mittelalterliche Sühne-Steinkreuze. Auf einem Kreuz wurden „Schwert, Dolch, Armbrust, das Mainzer Rad und ein Kreuz“ eingemeißelt. Deren Bedeutung ist noch nicht eindeutig geklärt. Geschichtsforscher nehmen an, dass sich an dieser Stelle einmal eine alte Gerichtsstätte befand. Es ist der wohl geheimnisvollste Ort am Spaal.
Steinkreuz Spaal
Seit einigen Jahren werden an dieser Stelle zu Pfingsten Gottesdienste für die umliegenden Ortschaften abgehalten. Sagen und Legenden ranken sich um diese Gegend. Selbst in der Literatur spielt der „Spaal“ eine Rolle im gleichnamigen 1979 erschienenen Buch Inge von Wangenheims. Sie beschreibt die ihr zur Heimat gewordene Gegend in ihrem Roman als ... “das Schauspiel einer bis an den fernen Horizont durchgestalteten Kulturlandschaft“ ...
Die Wegstrecke von Wittersroda bis zum Spaal beträgt schätzungsweise 4 km.
Diese Wanderung ist auch in der Winterzeit empfehlenswert.

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

Stadtverwaltung Kahla, Markt 10, 07768 Kahla ·
Telefon: +49 36424 77100 · E-Mail: stadt@kahla.de