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Artikel 98: Das Barockdorf Bendeleben im Naturpark Kyffhäuser:



Erstmals wurde Bendeleben im Jahre 870 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda (im heutigen Hessen) urkundlich erwähnt.
Barockdorf Bendeleben
Erst nach 1573 gewann der Ort an Bedeutung. In diesem Jahr übernahm der Magister Johannes Clajus die nunmehr evangelische Pfarrstelle. Clajus gilt als Verfasser der ersten deutschen Grammatik.
Unter seiner Regie entstand 1588 ein Neubau des Gotteshauses „St. Pankratius“. 1623 wurde die Kirche mit ihrem Turm endgültig in der noch heute vorhandenen Form fertig gestellt. Eine Besonderheit ist der schiefe Turm. Er weicht, gut erkennbar, 1,15 m aus dem Lot ab. Ursache sind Baumängel, keine natürliche Senkung.
Barockdorf Bendeleben Kirche St. Pankratius
Das Innere der Kirche ist mit seinen phantastischen Schnitzarbeiten ein wirkliches Kleinod.
Schnitzereien Kirche Bendeleben
Der Epitaph mit seinem schmiedeeisernen Tor zeigt 64 Familienwappen der Ritter von Bendeleben und ihrer Verwandtschaft. Er entstand bereits 1661. Im Kirchenschiff befindet sich ein evangelischer Beichtstuhl aus dem Jahre 1673. Die Orgel soll (nach Sanierung) eine der noch spielbaren ältesten Nord-Thüringer Orgeln sein. Entstanden ist sie wohl um 1590 mit dem Altar.
Orgel Kirche Bendeleben

Bedeutsam ist auch eine noch existierende große Glocke aus dem Jahre 1323. Diese zählt zu den ältesten Glocken Thüringens. Wegen Beschädigung kann sie nicht mehr zum Läuten verwendet werden.
1763 ging das das Bendelebener Rittergut in den Besitz derer von Uckermann über. Die alten Gebäude wurden abgetragen und es entstanden ein Schloss mit Inspektorenhaus, Wohn- und Wirtschaftsgebäude im barocken Stil.
Der anfängliche Hirschgarten verwandelte sich nun in einen 20 ha großen Park im englischen Stil mit barocken Elementen.
Barock Schlossgarten Bendeleben
Sieben Teiche, verbunden in einer natürlichen Kaskade, und 250 Jahre alte Bäume laden noch heute zu einem Rundgang ein. Ein Park-Rondell, die Lindenallee mit Sichtachse zum neuen Schloss, Wasserspiele und die bogenförmige Umfassungsmauer sollten unbedingt bei einem Besuch des Ortes erwandert werden.
Im Jahre 1770 entstand mit der Neugestaltung des Lustgartens eine Orangerie und 1860 das Neue Schloss (heute Altenwohnsitz).
Orangerie Bendeleben
Nicht unerwähnt bleiben darf auch der 537 m lange Mönchstunnel der Kleinen Wipper. Er beginnt in Göllingen und kommt bei Bendeleben wieder aus dem Berginneren. Das Wasserbauwerk wurde vermutlich bereits im 12. Jahrhundert angelegt, 1404 erstmals erwähnt.
Die Mönche des Klosters in Göllingen erhielten vermutlich für den Bau des künstlichen Wasserlaufes Salz aus der Frankenhausener Saline. Der Tunnelbau wurde von beiden Bergseiten begonnen und durch 9 dazwischen niedergebrachte Schachten (Hilfsbaue) aufgefahren. Maximale Höhe ist 1,50 m, die Breite beträgt zwischen 0,60 und 1,00 m.
Mönchstunnel Bendeleben (Wipper)
Den Tunnelausgang erreicht man mit einer halbstündigen landschaftlich reizvollen Wanderung und einem Stufenabstieg problemlos.

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

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