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Artikel 95 für Ausgabe 3/2014 der Kahlaer Nachrichten - Die Burg Gleichen bei Wandersleben:

Die Burg Gleichen liegt auf einer Höhe von 365 m ü. NN am Rande des Thüringer Beckens. Sie gehört neben der Mühlburg und der Wachsenburg zum Burgenensemble "Drei Gleichen".
Der Name "Drei Gleichen" soll der Legende nach entstanden sein, weil in einer Mainacht des Jahres 1231 ein Kugelblitz alle drei Burgen gleichzeitig entzündet habe und die drei lodernden Fackeln weit im Land zu beobachten waren.
Die heutige Ruine liegt unmittelbar über der an ihr dicht vorbeiführenden Autobahn A4 und hat daher einen hohen Bekanntheitsgrad.
Die Burg Gleichen bei Wandersleben.
Sie ist die größte der drei in einem Landschafts- und Naturschutzgebiet ausgewiesenen Anlagen und wurde auf einem vegetationsarmen Rhätsandstein (Oberer Keuper) errichtet, der hier eine ganz spezielle Flora und Fauna besitzt. Bunte oft rötlich-violette Sedimente bilden eine besondere Kulisse des Burgberges. Im Frühjahr blühen im angrenzenden Laubwald u. a. Teppiche von Märzenbechern, Leberblümchen und Himmelschlüsseln, später der Lerchensporn und die Adonisröschen. Viele geschützte Insekten und Schmetterlinge besiedeln die Hänge.
Da man den Namen "Gleichen" auf das keltische Wort "glich" zurückführt, dürfte sein Ursprung weit vor der Ersterwähnung als castellum glicho im Jahre 1088 zurückliegen.
Nach dem Untergang des Landes Thüringen im Jahre 531 besaßen die Ludowinger große territoriale Macht im Gebiet. Ekbert II., Markgraf zu Meißen, verteidigte Burg Gleichen im Jahre 1088 erfolgreich gegen Kaiser Heinrich IV, wurde aber zwei Jahre später ermordet. Damit fiel die Anlage an den Mainzer Erzbischof. Dieser belehnte im Jahre 1130 Burg Gleichen an die Grafen von Tonna, die sich von nun an Grafen von Gleichen nannten und über 500 Jahre die Geschicke im Territorium bestimmten.
Durch Aus- und Umbau entstand bis 1588 ein Renaissanceschloss.
Die Burg Gleichen bei Wandersleben.
Es wurde aber von den Besitzern nur zeitweise bewohnt. Die Verwaltung erfolgte durch einen Amtmann und Schösser. Danach gab es mehrere Besitzerwechsel, so schenkte u. a. Napoleon die Anlage der Erfurter Universität. Dadurch wurde ein bereits geplanter Abbruch vermieden. 1841 entfernte man aus Sicherheitsgründen die letzte Bedachung und die Burg Gleichen verfiel immer mehr. Erst um 1898 begannen wieder Sicherungsarbeiten an den Ruinen.
Der Herzog von Coburg-Gotha kaufte im Jahre 1919 die Ruine und übergab die Anlage 1934 der Stadt Erfurt, die sie danach für Besucher öffnete.
Die Burg Gleichen bei Wandersleben.

Nach dem 2. Weltkrieg nahmen sich Natur- und Heimatfreunde der Ruine an und begannen mit systematischen Restaurierungen der Burg und intensiven archäologischen Grabungen im Gelände.
Heute zeigt sich das Areal dem Besucher immer noch als große, mit hohen Mauern umgebene Ringburg. Die Ruinen können durchweg begangen und besichtigt werden und vermitteln einen guten Einblick in die Geschichte der Burg- und Schlossanlage. Um den weitläufigen Burghof reihen sich die Gebäudereste dicht aneinander.
Turmblick von der Burg Gleichen.
Neben dem noch gut erhaltenen Burgtor zeugt insbesondere die Ruine des großen früheren mehrgeschossigen Herrenhauses vom Reichtum der damaligen Besitzer. Auch ein großer Keller ist noch vollständig erhalten geblieben.
Wunderbar ist die Aussicht vom Wehrturm.
Wehrturm der Burg Gleichen.
Neben der Mühlburg und der Wachsenburg über Arnstadt kann man bei gutem Wetter den Inselsberg und die Thüringer Wald-Höhen deutlich erkennen.
Burg Gleichen - Blick zur Wachsenburg.
Seit 1984 betreuen die Museen der Stadt Erfurt die Burg. Im Turm ist seit 2013 ein interessantes Burgmuseum untergebracht. In den einzelnen Etagen findet man umfangreiche Erläuterungen und Ausstellungsstücke zur Geschichte, dem Landschaftsraum, zur Flora und Fauna und über die Gründe der Versteppung der umgebenden Landschaft.
Neben diesen Begebenheiten bewegt noch heute die bekannteste Thüringer "Sage vom zweibeweibten Grafen" Ernst von Gleichen die Gemüter. Der Umfang dieser interessanten Erzählung sprengt leider den Rahmen dieser Ausführungen.

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

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