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Artikel 94 für Ausgabe 1/2014 der Kahlaer Nachrichten - Der Dohlenstein und seine Geheimnisse:

Mit diesem Artikel sollen einmal einige gut erwanderbare Besonderheiten des Dohlensteins beschrieben werden, der mit seinem markanten Fels das Stadtbild von Kahla prägt.
Dohlenstein
Der Berg liegt an der sog. Leuchtenburgstörung, einem Grabenbruch im Gefüge des Trias (subtropisches Klima vor etwa 200 Millionen Jahren - Dreiteilung in Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper). Die hier aufgetretenen tektonischen Veränderungen entstanden durch ein Absinken des Muschelkalmassives um 100 bis 280 m auf einer Länge bis zu 13 km.
Im Jahre 1350 wird der Berg wegen einer Weinbergschenkung durch Graf Günther XVIII. von Schwarzburg erstmals urkundlich und namentlich erwähnt.
Doch seine eigentliche Bekanntheit begann mit den großen Felsabstürzen, beginnend am 4. Juli 1780. Erstmals wurde hier durch den Absturz des westlichen Gipfels in das Tal die Saale etwas verdrängt. Der nächste nennenswerte Absturz von Felsmassen war am 11. Februar 1828. Er schüttete das Saalebett zu und die Saale suchte sich über die angrenzenden Wiesen einen neuen Lauf. Beim weiteren großen Abbruch am 6. Januar 1880 bildete sich in der Saale die noch heute vorhandene Insel. Auch 1889 stürzten wieder Teile des Berges in die Tiefe. Geologen erklären die Felsstürze mit dem Gleiten des Muschelkalkes auf dem darunter befindlichen weichen tonhaltigen und wasserstauenden Röt und deren durch die Aufwerfung entstandene Schräglage. Es kann also auch in heutiger Zeit zu neuen Felsstürzen kommen.
Beginnt man in Kahla-Löbschütz hinter der „Pension Thüringer Hof“ eine Wanderung auf dem Saaleweg, fallen bereits nach kurzer Wegstrecke die schräg stehenden Sandsteinfelsen in´s Auge.
Sandsteinfels am Dohlenstein
Auf diesem befinden sich Muschelkalkablagerungen. An der Grenze dieser Gesteinsformationen kann man hier weiss-rosa gefärbte Fasergipsschichten ausmachen, oft mit Drusen durchsetzt.
Etwas weiter am Wegrand treten unterm „Vogels Berg“ an verschiedenen Stellen kleine Quellen zutage, entstanden durch Hangbewegungen beim versuchten Bau einer Gaspipeline.
Danach kommt man zu einer eingefassten Quelle mit außerordentlich kalkhaltigem Wasseraustritt. Sie mündet gegenüber in einem großen Drehtümpel der Saale.
Nach einigen Wegkurven liegen rechterhand zwei Teiche, wiederum gespeist durch nie versiegte Dohlensteinquellen. In diesen Biotopen kann man im Frühjahr kleine Molche beobachten. Leider sind die Tümpel im Laufe der letzten Jahrzehnte sehr verschlammt.
Biotop am Dohlenstein
Jetzt befindet man sich unmittelbar auf dem Abbruchgeröll des Dohlensteinfelsens. Der Blick in die Höhe ist atemberaubend. Riesige Felsbrocken verdeutlichen die ungeheure Wucht, mit der einst der Fels in die Tiefe stürzte.
Eine weitere sehenswerte Quelle befindet sich vor dem Suppichengrund.
Quelle Dohlenstein Suppicheneingang
Ihre Besonderheit ist, dass sie nicht aus dem Berg entspringt, sondern sprudelnd durch weichen Sand aus dem Boden hervortritt. Es handelt sich hier um eine sog. Spaltenquelle, d.h. das Wasser wird durch hydrostatischen Druck entlang einer Verwerfung nach oben gedrückt.
Ab dieser Stelle führt der weitere Weg bergan.

Kurz vor dem „Alpenstieg“ sind noch die Fundamente der früheren „Kutschbachhütte“ auszumachen. Jetzt ist es entlang dieses wunderschönen Panoramaweges nicht mehr weit bis zur Felsabbruchfläche. Unmittelbar davor, etwa 10 m hoch, befinden sich die Reste der „Konfirmandenhöhle“. Sie ist nur mit gutem Schuhwerk über das Geröll zu erreichen. Diese Höhle wird durch ständige kleine Abbrüche und Erosion immer kleiner.
Dohlenstein Konfirmandenhöhle
Dohlenstein Konfirmandenhöhle
Anhand dieser Höhlung (sicher gibt es noch viele unbekannte davon im Berg) kann man sich weitere Gründe der Felsbewegungen noch besser vorstellen. Versinterungen sind hier nicht vorhanden.
Wanderer sollten den Panoramaweg zurück wieder verlassen und jetzt unmittelbar am Abbruchhang den steilen Anstieg nach der Bergkuppe wählen.
Sie werden mit spektakulären Ausblicken belohnt.
Dohlenstein Blick auf Fels
Etwa 100 m unterhalb des Berggipfels trifft man auf eine alte, vermutlich für ein Begräbnis geschaffene, Einbruchstelle mit einem noch vorhandenen Gangsystem.
Dohlenstein Grabanlagengang
In den Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde aus dem Jahre 1896 beschreibt der Kahlaer Heimatforscher Franz Lehmann schon detailliert diese Anlage. Es handelt sich um einen acht mal zwei Meter großen Raum mit einem zuführenden Kriechgang. Welchen tatsächlichen Zwecken diese Anlage diente, wurde noch nie erforscht.
Das heute unter Naturschutz stehende Gebiet war schon in prähistorischer Zeit bewohnt.
Auf der Bergkuppe fanden sich eindeutige Spuren, die darauf schließen lassen, dass sich hier mehrere Siedlungsschichten der Hallstattzeit (Eisenzeit) befunden haben. Trotz heute teils dichtem Bewuchs sind die Wälle und Gräben einer sicher als Zufluchtstätte dienenden Wallburg noch gut erkennbar.
Bemerkenswert ist auch die Flora am Dohlenstein. So blühen je nach Jahreszeit unter anderem Leberblümchen, Himmelschlüssel, viele Orchideenarten, Adonisröschen, Kuhschelle und die Silberdisteln.

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

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