Arnstadt, das „Tor zum Thüringer Wald“, liegt idyllisch im Tal des Flüsschens Gera.
Seine wunderbar sanierte Altstadt mit Schloss und Bachgedenkstätten ist immer wieder einen Besuch wert.
Ein markanter Blickpunkt im Ort ist auch der monumentale Bau der Liebfrauenkirche.
Sie ist nicht nur die älteste Kirche Arnstadts, sondern neben dem Naumburger Dom auch das bedeutendste Bauwerk Mitteldeutschlands für die Übergangszeit von der Romanik zur Gotik.
Der eigentliche Ursprung des Gotteshauses liegt im Dunkel.
Nachgewiesen ist nach archäologischen Funden eine Vorgängerkirche.
Der Grundstein für den heutigen Bau wurde durch das Erzbistum Mainz wahrscheinlich etwa um das Jahr 1200 gelegt. Es entstand anfangs durch Baufachleute aus Walkenried und Maulbronn eine dreischiffige Pfeilerbasilika in Form eines Kreuzes mit einem romanischen Hallenchor. Im nachfolgenden Jahrhundert ersetzte man diesen durch einen gotischen Hallenchor und ein Querhaus und baute die Türme um. Auch in den Folgejahrhunderten war die Kirche mannigfachen Wandlungen unterworfen. Im Bauwerk widerspiegeln sich deshalb noch heute vor allem drei deutlich hervortretende Baustile: der romanische, der sog. Übergangsstil und der rein gotische in seiner vollendetsten Form.
Im Außenbereich wurde der Glockenturmaufsatz 1751 durch eine schiefergedeckte Barockhaube ersetzt, 1882 erfolgte wiederum ein Turmumbau und 1956 dann aus baustatischen Gründen ein teilweiser Rückbau.
Interessant ist die Tatsache, dass um 1330 das Benediktinerinnenkloster St. Walpurgis an die Liebfrauenkirche angebaut wurde. Damit bekam diese Kirche einen noch größeren Wirkungskreis.
Mit der Reformation und Auflösung dieser Klosteranlage verlor die Basilika ihre Bedeutung immer mehr. Sie lief unter verschiedenen Namen im Wesentlichen nur noch als sog. Frühkirche, d. h. sie wurde nur noch zu Frühgottesdiensten genutzt bis sie 1813 endgültig geschlossen wurde.
In den Kriegswirren beim Napoleonrückzug nutzte man sie als Magazin und sie verfiel in den Folgejahren immer mehr. Einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass nach gesammelten Spenden um 1880 Restaurierungsarbeiten begannen.
Auch die gebürtige Arnstädterin Marlitt, Bestsellerautorin des 19. Jahrhunderts, trug durch ihre Spenden zu den Baumaßnahmen bei. Ihre erste Erzählung „Die zwölf Apostel“, die sie in der „Gartenlaube“ veröffentlichte, spielte in der Liebfrauenkirche und dem angrenzenden Kloster.
Nach 1910 versuchte man, den früheren Originalzustand der Kirche wieder herzustellen. So wurden u. a. die beiden Westtürme abgetragen und neu errichtet und wieder ein Walmdach aufgebaut.
Im zweiten Weltkrieg wurden die Glocken eingeschmolzen und die Kirche beschädigt. Nach erfolgter Rekonstruktion konnte 1973 das Gotteshaus neu eingeweiht werden. Seitdem sind, neben einem Orgelneubau, viele weitere Instandsetzungsarbeiten erfolgt. Seit 2004 gibt es auch wieder ein vierstimmiges Bronzegeläut.
Betritt man das Kircheninnere durch eines der reich verzierten Portale fällt der Blick als erstes auf den großen Flügelaltar aus dem Jahre 1498.
Besonders ungewöhnlich und interessant ist auch die Figurengruppe zur Taufe Jesu durch Johannes aus dem 18. Jahrhundert.
In einer Nische steht die aus Lindenholz gefertigte Figur „Schöne Madonna“ aus dem 15.Jahrhundert.
Die Renaissancekanzel zeigt u. a. Moses mit zwei Gebotstafeln.
Kunstvolle farbige Fenster, sechs von ihnen stammen noch aus dem 14. Jahrhundert, lassen die Pracht der früheren Ausstattung erahnen.
An der Nordwand des Kircheninneren steht der Prunkepitaph für Günther XLI. von Schwarzburg und seine Gemahlin. Er zeigt die Wappen der Schwarzburger und Nassauer Besitzungen.
In der Grabkapelle ist die Tumba für Graf Günther XXV. Und seiner Frau Elisabeth aufgestellt.
Sehenswert sind auch die zahlreichen Kapitelle, Gewände und Schlusssteine.
Die Basilika ist im Winterhalbjahr geschlossen. Es empfiehlt sich daher, die Touristinformation vor einem Besuch zu konsultieren.
Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft