Wer das Saaletal am nördlichen Ortsende von Jena in Richtung Camburg durchquert, erblickt rechtsseitig auf dem unter Naturschutz stehenden steil abfallenden Gleisberg (auch Gleißberg) die Ruine der Gleißburg, heute allgemein Kunitzburg genannt. Im Ort Kunitz beginnt - gut markiert und beschildert - ein allmählich ansteigender Wanderweg auf den Berg.
Vor dem Gleisberg befindet sich der Spielberg. Hier wurden viele Zeugnisse menschlicher Kultur freigelegt (mittlere Steinzeit um 8000 v.u.Z. und vor 2000 Jahren Bestattungsplatz der Germanen).
Vorbei an zum Teil neu angelegten Weinbergen gelangt man in das ausgewiesene Naturschutzgebiet mit vor allem kalk liebenden Pflanzen. Jetzt im Sommer blühen rechts und links des Wanderweges der Hainwachtelweizen, die Ästige Graslilie, Glockenblumen und verschiedene Disteln. Auch seltene Insekten, wie den dunkelbraunen und rot gepunkteten Mohrenfalter kann man entdecken.
An schönen Ausblicken auf Jena und die nahe liegenden Orte Kunitz und Laasan laden Bänke zum Verweilen ein.
Auf dem etwa 300 m hohen Plateau des Burgfelsens angekommen, sieht man nur noch wenige Mauern und Reste der ehemaligen Anlagen.
Die frühere Vorburg ist verschwunden, aber ein tief in den Fels gehauener Burggraben ist vorhanden. An der Nord- und Westseite stehen über einem früher unüberwindbaren Steilhang noch die Reste eines über 1,60 m dicken Bergfriedes und Teile des Palas mit zwei großen Fensternischen.
Die Sicht aus ihnen ist überwältigend. In nördlicher Richtung erblickt man die Dornburger Schlösser.
Um die imposante Burgruine ranken sich widersprüchliche Entstehungsgeschichten. Verlässlich ist zumindest eine Urkunde des Bischofs Udo von Naumburg aus dem Jahre 1133, in der ein Liutoldus de Glizberg erwähnt wird.
1261 wird erstmals ein castrum Glizberg urkundlich belegt.
Vermutet wird, dass die Burg durch den Hohenstaufenkaiser Friedrich I. gegen Zugriffe der Welfen angelegt wurde, also eine sog. Reichsburg war.
In ihrer Geschichte gab es eine Vielzahl von Besitzern der Burg. Nach den Herren von Gleisberg waren es u. a. die Reußen, die Schenken von Tautenburg und später die sächsischen Wettiner.
Herzog Wilhelm von Sachsen belehnte 1450 seine Räte Busso, Apel und Burkhard von Vitzthum mit dem Gleißberg. Sie sollten die Burg wieder aufbauen. 1451 kam es aber wegen deren Untreue gegenüber dem Herzog zum Bruch und der darauf folgenden Zerstörung der Burganlage, die danach nicht wieder errichtet wurde und immer mehr verfiel.
Der Name Gleißburg ist nach einer Sage von Gliza, der Tochter Karls des Großen, abgeleitet. In Wirklichkeit aber entstand „Glizberg“ wohl durch den „glitzernden“ Muschelkalkhhang, auf dem sie erbaut worden ist.
Heinrich Doering hat in einem Gedicht die Gliza-Sage beschrieben:
Hoch auf des Gleisbergs waldigen Höh´n
Ist´s in der Nacht nicht geheuer.
Ein dumpfes, banges Klagegetön
verhallt in dem Burggemäuer.
Auch zeigt sich dort eine Lichtgestalt,
die leisen Schritts die Ruinen umwallt.
Für den Abstieg ist der Weg etwas oberhalb der Ruine nach Laasan zu empfehlen.
Auch dieser hübsche kleine Ort mit seinem Fachwerkrathaus (Brauhaus), angeblich bei Napoleons Eroberung „nicht entdeckt“, ist für eine Besichtigung zu empfehlen. Von dort führt eine schmale Bitumenstraße zurück nach Kunitz, dem Ausgangspunkt.
Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft