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Artikel 57 für Ausgabe 2/2011 der Kahlaer Nachrichten - Die Arnstädter Residenz:

Das am Fluss Gera liegende Arnstadt wurde bereits im Jahre 704 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit der älteste Ort Thüringens. Aufgrund seiner Lage wird der Ort als „Tor zum Thüringer Wald“ bezeichnet.
Im Jahre 954 hielt König Otto I in Arnstadt einen Reichstag ab und verlieh seinem Sohn Wilhelm das Erzbistum Mainz.
Otto der IV. wurde 1208 hier zum König ausersehen.
1266 erhielt Arnstadt durch den Abt von Hersfeld das Stadtrecht verliehen.
1273 verlegten die Grafen von Käfernburg (heute nur noch wenige Fragmente in der Nähe von Arnstadt erhalten) ihre Residenz in die Stadt.
Nach verschiedenen Besitzerwechseln der alten Burganlage begannen die Schwarzburger Grafen 1553 auf den Resten der alten Burg mit dem Bau ihrer gräflichen Residenz Schloss Neideck.
Schloss Neideck Miniaturnachbau
Baumeister waren u. a. der Niederländer Erhard van der Meere sowie die Torgauer Werkstatt Simon Schrotter für die Bildhauer- und Steinmetzarbeiten.
Das vierflügelige Wasserschloss wurde 1560 fertig gestellt. Im gleichen Jahr erfolgte die Eheschließung von Graf Günther dem Streitbaren mit Katharina von Nassau im Schloss.
Das massive Hauptgebäude war drei Stockwerke hoch, mit Türmen, Erkern und Statuen geschmückt und war prachtvoll ausgestattet. Als ein besonders schönes Gemach wird die sog. Hofstube geschildert, in welcher der Fußboden mit auserlesenen Steinen ausgelegt war.
Leider sind heute im lindenbeschatteten Schlossgarten nur noch Ruinen des wunderbaren Renaissanceschlosses erhalten geblieben.
Die Ruinen: Schloss Neideck Arnstadt
1716 wurde es als Residenz aufgegeben, zum Teil abgetragen und verfiel in den weiteren Jahren immer mehr. Nur der 65 Meter hohe Turm der Schlossanlage blieb erhalten
Der Turm Schloss Neideck Arnstadt
und gilt als Wahrzeichen des alten Arnstadt. Dieser höchste Burgturm Thüringens wurde in den letzten Jahren restauriert. Wenn man die über 160 Stufen

hochgestiegen ist, wird man mit einem schönen Ausblick über die Stadt bis zur nahe gelegenen Wachsenburg (eine der drei Gleichen),
Blick auf Arnstadt
zum Thüringer Wald, aber auch bis Erfurt belohnt.
Erwähnenswert ist, dass ein Vorfahre J.S. Bach´s, Caspar Bach, hier Türmer war.
Die Ruinen des Schlosses wurden in den letzten Jahren systematisch ausgegraben und gesichert. Dabei legte man auch verschiedene Kellergewölbe wieder frei.
Das Gelände ist eingezäunt und tagsüber außer der Turmbesteigung kostenfrei begehbar.
Am Schlossplatz neben der Ruine Neideck befindet sich das „Neue Palais“,
Neues Palais in Arnstadt
das 1735 Fürst Günther I. von Schwarzburg - Sondershausen als Witwensitz für seine Gemahlin Elisabeth Albertine errichten ließ. In ihm befindet sich heute das Schlossmuseum. Besonders sehenswert ist dort die von Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt begründete Puppensammlung „Mon Plaisir“.
Es sind 82 Puppenstuben mit über 400 Puppen ausgestellt, die in einzigartiger Weise bis ins kleinste Detail die damalige Zeit widerspiegeln.
Im Schlossmuseum werden auch viele Sonderschauen gezeigt, momentan über die bekannten Arnstädter bzw. mit Arnstadt verbundenen Schriftsteller Eugenie John - Marlitt,
Schriftstellerin Marlitt Arnstadt
Ludwig Bechstein, Willibald Alexis und Wilhelm Hey.

Über die weiteren in der Stadt sehenswerten Gebäude und Kirchen sowie das Wirken u. a. von Johann Sebastian Bach wird einmal in einer anderen Ausgabe dieser Reihe berichtet.

Eine sehr schöne Anfahrtstrecke ist über Rudolstadt - Stadtilm zu empfehlen. Arnstadt liegt aber auch unmittelbar an der neuen Autobahn A 71.

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

Stadtverwaltung Kahla, Markt 10, 07768 Kahla ·
Telefon: +49 36424 77100 · E-Mail: stadt@kahla.de