Dort, wo heute das Saalfelder Residenzschloss steht,
befand sich am Kreuzungspunkt frühmittelalterlicher Heer- und Handelsstraßen nach einer Urkunde von 899 ein karolingischer Königshof. An dieser Stelle gründete der Kölner Erzbischof Anno II im Jahre 1071 eine Benediktinerabtei. Diese wurde zur Zeit der Reformation (um 1525) zerstört und später bis auf die Grundmauern abgetragen. Auf dem nun freien Gelände des Saalfelder Petersberges wurde im Jahre 1677 mit dem Bau eines repräsentativen Residenzschlosses begonnen.
Grund für die Errichtung war eine Erbteilung nach dem Tode Herzog Ernst des Frommen von Sachsen-Gotha. Sein jüngster Sohn erhielt den Landesteil Saalfeld mit diversen umliegenden Ämtern zugesprochen und es entstand 1674 das kleine Herzogtum Sachsen-Saalfeld. Der Mittelteil der hufeisenförmigen Anlage wurde dabei 1682 bezogen, aber erst 1726 wurden die Seitenflügel baulich fertig gestellt. Die dekorative und repräsentative Ausgestaltung des Treppenhauses mit seinen freitragenden Atlanten
und der herzoglichen Wohnbereiche wurde namhaften italienischen Künstlern übertragen.
Herausragend sind die barocken Arbeiten in der Schlosskirche.
Sie befindet sich im linken Flügel des Schlosses. Neben den berühmten Stuckateuren Domenico Lucchese waren der Maler Corlo Ludoviko Castelli, der Erfurter Bildhauer Gröniger und der Nürnberger Professor Murrer mit der Ausgestaltung verpflichtet worden.
Heute gehört die 1720 geweihte Schlosskapelle mit ihren Stuckdekorationen und Freskomalereien zu den schönsten Bauwerken des protestantischen Thüringer Kirchenbaus.
Nach einem Erbstreit wurde die Residenz 1729 dem Coburger Teil zugesprochen und gehörte nun zum Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld, ab 1826 bis 1918 zum Fürstentum Sachsen-Meiningen.
Mit der Thüringer Verwaltungsreform entstanden im Schloss Räume der Behörden. Durch zahlreiche Umbauarbeiten wurde u. a. der große Saal zerstört und zurückgebaut. Seine Malereien schmücken heute zumindest teilweise die Decken des noch ursprünglich erhaltenen repräsentativen Treppenaufganges. In einigen Räumen befinden sich auch noch wertvolle Stuckarbeiten.
Heute wird das barocke Schloss als Sitz des Landratsamtes und seiner Touristinformation genutzt.
Die Schlosskapelle dient bei kulturellen und festlichen Anlässen als Fest- und Konzertsaal, u. a. mit einer 1989 eingebauten neuen Konzertorgel.
Das Schloss und die Kapelle sind, soweit nicht wochentags behördlich geöffnet, mit Voranmeldung über das Bürgerbüro für Besichtigungen und Führungen offen.
Der im Barockstil angelegte Schlossgarten beherbergt einige Tiergehege und ist jederzeit begehbar.
Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft