Südlich des Rennsteigs, zwischen Meiningen und Hildburghausen, liegt am Zusammenfluss der Schleuse und der Werra der kleine Ort Kloster Veßra. Veßra wurde abgeleitet vom Bach Vesser, was Schlinge bedeutet. Im Jahre 1131 gründete Graf Gotebold von Henneberg unter Mitwirkung von Hirsauer Mönchen ein Prämonstratenserchorherrenstift als Hauskloster. Es entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte zu einer mächtigen kirchlichen Einrichtung im mitteldeutschen Raum. Im Mittelpunkt der Klosteranlage entstand die romanische Pfeilerbasilika St. Marien, die seit einem Brand im Jahre 1939 nur noch als Ruine erhalten ist.
Anfangs ein Doppelkloster, wurden die Nonnen im Jahre 1177 dann umgesiedelt. Der 6 ha große Klosterhof ist von einer 780 m langen Mauer umschlossen. Neben einer umfangreichen Landwirtschaft gab es eine angesehene Ausbildungsstätte zu u. a. Theologie, Geschichtswissenschaft, Astrologie, Gartenkultur und Gesundheitswesen. Im Jahre 1504 erhob man den Abt sogar in den Bischofsrang. Im Zuge der Reformation im hennebergischen Machtbereich wurde das Kloster ab 1544 schrittweise säkularisiert.
Es wurde zur landesherrlichen Domäne erhoben, kam in den Besitz der Wettiner, 1718 an Kursachsen und 1815 an Preußen. Während dieser Zeit gab es eine bekannte Pferdezucht und die Landwirtschaft wurde zur Haupteinnahmequelle. Neben der imposanten Ruine der früheren großen Klosterkirche St. Marien
sind Klausurgebäude, Torturm, Torkirche, ein Teil des früheren Kreuzganges und die Hennebergische Grabkapelle noch heute erhalten und auf einem Rundgang zu besichtigen.
Nach 1945 wurden Neubauern angesiedelt und später eine LPG gegründet, die bis 1975 im Klostergelände ihren Sitz hatte. 1975 begann man mit dem Aufbau eines agrarhistorischen Museums, das seit 2004 unter der Trägerschaft des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins fungiert. Im Laufe der Jahre wurden im Klostergelände als „Dorfmuseum“ eine Reihe von Gebäuden in ihrem Originalzustand wieder aufgebaut, so u .a. eine Wassermühle,
Scheunen, eine Schmiede, zwei Backhäuser und mehrere komplett ausgestattete Bauernhäuser.
Auch ein Bauerngarten und der ehemalige Klostergarten mit typischen Heilpflanzen kann besichtigt werden.
Sie alle dokumentieren umfangreich die Arbeitsweise und Lebensform früherer Generationen und die landwirtschaftliche Entwicklung bis in die Gegenwart.
Als Anfahrtsweg ist die Thüringerwaldautobahn A71, Abfahrt Meinigen, zu empfehlen.
Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft