Im romantischen Rottenbachtal, eingebettet in Nadelwälder und umgeben von vielen Teichen, liegt der kleine Ort Paulinzella mit seiner berühmten Ruine.
Die Klosterruine Paulinzella gehört zu den bedeutendsten romanischen Säulenbasilikas Deutschlands.
Das Kloster wurde etwa um 1100 unter dem Namen Marienzelle als Doppelkloster (Mönche und Nonnen gleichzeitig) durch Paulina, der Tochter eines thüringischen Ritters, gegründet. Nach zwei Ehen und großen Schicksalsschlägen unternahm sie mehrere Wallfahrten bis nach Rom und zog sich danach von der Welt zurück. Auf von den Schwarzburger Grafen erworbenem Grundbesitz entstand zunächst eine Einsiedelei.
Paulina erreichte, dass das Klosterareal zum damaligen Zeitpunkt von der weltlichen Oberhoheit, aber auch der bischöflichen Einflussnahme befreit und unmittelbar dem heiligen Stuhl in Rom unterstellt wurde. Das war vorteilhaft, da außer nach Rom keine weiteren Abgaben entrichtet werden mussten. Paulinas Sohn Wernher trat mit seinem gesamten Vermögen als Laienbruder der Gemeinschaft bei. Im Jahre 1106 wurde dann aus der Familienstiftung ein Benediktinerkloster. Nach dem Tode Paulinas wurde das Kloster in Paulinzella umbenannt.
Die mit Fischzucht und umfangreicher Landwirtschaft erzielten Gewinne und der Reichtum der Gründer ließen nach anfänglichen Holzhäusern schnell immer weitere und größere Baulichkeiten entstehen. Bereits 1124 wurde die Klosterkirche geweiht. Später gehörten der Gemeinschaft unter anderem 19 Dörfer an und mehr als 100 Orte zahlten Zinsen und den Zehnten.
Das Kloster kontrollierte 24 Kirchen und Kapellen der Umgebung.
Ab Mitte des 14. Jh. war es dann nur noch ein Mönchskloster.
Auffällig ist die Schlichtheit des gesamten Baukörpers. Man verzichtete als Anhänger der Hirsauer Reformbewegung auf üppigen Bauschmuck und die üblichen Wölbungen des Kirchenschiffes. Trotzdem entstand eine für die damalige Zeit sehr große monumentale romanische Kirche.
Beeindruckend sind noch in heutiger Zeit die riesigen Säulen mit den Würfelkapitellen, für die die Hirsauer Nase eingeführt wurde und die überaus große Präzision der Steinmetzarbeiten.
Das Kloster wurde während des Bauernkrieges geplündert und ausgeraubt und im Jahre 1534 im Zuge der Reformation aufgelöst. Es ging in den Besitz des Grafen von Schwarzburg über. Nach verschiedener Nutzung, Umbauten und teilweisem Abriss wurde dann Anfang des 19. Jahrhunderts die Klosterkirche vor dem weiteren Verfall bewahrt. Alle späteren Einbauten wurden wieder entfernt. Die letzten großen Restaurierungsarbeiten wurden in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts vorgenommen.
Heute dient die Kirchenruine vor allem kulturellen Veranstaltungen.
Sie ist jederzeit frei zugänglich. Ein großer Parkplatz steht zur Verfügung.
Empfehlenswert ist eine Anfahrt über Bad Blankenburg bis Rottenbach. Im Ort beschildert rechts ab.
Für den Rückweg ist die Strecke über Stadtilm und Kranichfeld angebracht.
Das Museum, das Jagdschloss und das Thüringer Forstamt werden in einem
zweiten Artikel beschrieben.
Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft