Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
er hat den Knaben wohl in dem Arm,
er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
„Mein Sohn, was birgst Du so bang dein Gesicht?“
„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif ?“
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“
„Du liebes Kind, komm geh’ mit mir!
Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir,
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“
...
Leider lassen es die Platzverhältnisse dieser Zeitung nicht zu, das ganze Gedicht einmal wiederzugeben.
Zu Goethes Zeiten war unter dem Jenaer Jenzigberg sicher noch ein dichter Baumbestand und so kann man sich durchaus bei Saale-Nebelschwaden ein furchtsames krankes Kind mit seinem Vater vorstellen.
Wolf von Tümpling, der damalige Besitzer des Schlosses Talstein, hat im Jahre 1891 etwas unterhalb seines Grundstückes am Weg von Wenigenjena nach Kunitz ein erstes Denkmal errichten lassen. Es wurde später durch die heutige große Steinfigur ersetzt.
Dieser „Erlkönig“ steht beeindruckend vor einer Felswand und weist mit seinem ausgestreckten Arm über einen kleinen, romantisch gelegenen Teich. Die Statue wurde mehrmals mutwillig zerstört und immer wieder restauriert. Auch heute fehlt erneut das Schwert in der Hand.
Das Schloss Talstein können sie zu Fuß vom Denkmal aus nach weiteren 200 m erreichen. Es ist leider in einem außerordentlich bedauernswerten und unbewohnten Zustand. Man kann aber den ursprünglichen Reiz der gesamten Anlage durchaus noch nachempfinden.
Zu erreichen ist das Erlkönigdenkmal in Jena-Ost über die B7 Richtung Eisenberg. Sie biegen am Ostbad (beschildert) links ab und fahren eine Bitumenstraße (Sackgasse) mit mehreren Windungen etwa 900 m in Richtung Kunitz. Das Gebiet steht als Flächennaturdenkmal unter Schutz.
Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft