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Artikel 75 für Ausgabe 13/2012 der Kahlaer Nachrichten - Der Park an der Ilm in Weimar:

Im Jahre 1778 begann Johann Wolfgang von Goethe im Auftrag Herzog Carl August´s in der Nähe des noch heute vorhandenen Borkenhäuschens unter aktiver Mitwirkung des Herzogs und namhafter Gartengestalter mit der Anlage des Weimarer Parkes an der Ilm.
Der Fluss am Rande der Altstadt und in unmittelbarer Nähe des Weimarer Schlosses hatte mit regelmäßigen Überschwemmungen dafür gesorgt, dass die leicht hügelige und zum Teil 300 m breite Flussaue noch nicht bebaut war.
Das Stadtschloss Weimar.
Damit boten sich beste Voraussetzungen für eine der Zeit entsprechende Parkgestaltung, die sich heute als ein über 7 km langer Grünstreifen flussaufwärts bis Belvedere und flussabwärts über Tiefurt und letztendlich sogar bis Schloss Kromsdorf fortsetzt.
Der Gartenstil veränderte sich in dieser Zeit in Abkehr von der ummauerten barocken Gestaltung zur großzügigen natürlicheren Landschaftsgartenform unter Einbeziehung der angrenzenden Felder, Waldflächen, Auen und Dörfer.
Da 1774 das Schloss abgebrannt war, erfolgten zwangsläufig viele Geselligkeiten in den Gartenanlagen, die nun gravierende landschaftsgestaltende Veränderungen im englischen Stil erfuhren.
Wunderbar anzusehen sind die dabei entstandenen Sichtachsen, weite Wiesenflächen und der wertvolle oft Jahrhunderte alte Baumbestand aus vielen Ländern der Erde.
Einige markante ab 1778 erfolgte Parkgestaltungen, Erfahrungen der Baulichkeiten des Wörlitzer Parkes sind dabei eingeflossen, sollen nun im Rahmen eines vorgeschlagenen größeren Parkrundganges kurz angesprochen werden.
Unmittelbar hinter dem Schloss führt eine Rundbogenbrücke über die Ilm. Auf der gegenüber liegenden Seite steigt man eine kleine Treppe hinab zum Ilmweg. Flussaufwärts links befindet sich nach etwa hundert Metern die Sphinxgrotte über einer der drei hier entspringenden ergiebigen Läutraquellen.
Sphinx im Weimar Park an der Ilm.
In der Fortsetzung führt der Weg zum Goethe-Gartenhaus. Das hatte der Dichter 1776 von Carl August als Geschenk erhalten. Er bewohnte es sechs Jahre und gestaltete die Anlage neu.
Göthes Gartenhaus im Weimar Park an der Ilm.
Der weitere Rundgang durch den Park mit wunderbaren Ausblicken führt nach etwa 300 m links zur Villa Haar.
Das Haus wurde 1885 nach dem Vorbild der Villa d´Este in Tivoli bei Rom errichtet und ist von einem schön gestalteten Terrassengarten mit einer Brunnenkaskade umgeben.
Es wurde von Kommerzienrat Haar als Kinderheim gestiftet und viele Jahre als solches genutzt.
Die Villa Haar im Weimar Park an der Ilm.

Unmittelbar nach der nächsten Ilmbiegung sollte man direkt am Fluss bis zur 1833 errichteten Schaukelbrücke laufen. Sie liegt an einem kleinen Wehr an einer ehemaligen Mühle.
Die Schaukelbrücke im Weimar Park an der Ilm.
Von hier beginnt der vorgeschlagene Rückweg auf der anderen Seite des Flusses. Vorbei am Löwenkämpferportal und der Felsenhöhle im Travertingestein erreicht man das 1791-98 erbaute Römische Haus. Das im klassizistischen Stil errichtete Gartenhaus war der Lieblingsaufenthaltsort Herzog Carl August´s. Von seiner Italienreise brachte Goethe Ideen zu seiner Gestaltung mit nach Weimar. Heute befindet sich im Gebäude ein Museum.
Römisches Haus im Weimar Park an der Ilm.
Nun sollte man den ilmnahen Parkweg benutzen. Vorbei an Dessauer Stein und Schlangenstein kommt man zum Ausgang der etwa 12 m unter dem Park liegenden Parkhöhle. Ihre erst seit dem Jahre 1997 mögliche Besichtigung ist hochinteressant.
Der Eingang ist neben dem Liszthaus.
Oberhalb des Höhlenausganges steht an einer künstlichen Ruine, sie soll an die Vergänglichkeit des Irdischen erinnern, das 1904 von der Shakespearegesellschaft errichtete Marmordenkmal Shakespeares.
Shakespeare u. kstl. Ruine im Weimar Park an der Ilm.
Von hier aus gelangt man nach wenigen Metern zur Ruine des Tempelherrenhauses (ehemaliges 1945 zerstörtes Sommerhaus der großherzoglichen Familie).
Das Tempelherrenhaus im Weimar Park an der Ilm.
Nun ist es nicht mehr weit bis zur Anna-Amalia-Bibliothek und man befindet sich wieder im Altstadtzentrum von Weimar.

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

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