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Artikel 85 für Ausgabe 9/2013 der Kahlaer Nachrichten - Die Parkhöhle unter dem Ilmpark in Weimar:

Unter dem Park an der Ilm befindet sich in etwa 12 m Tiefe zwischen der Belvederer Allee und der Ilm ein interessantes sehenswertes Stollensystem.
Der Parkhöhleneingang Weimar.
In den Jahren 1794 bis 1796 entstand im Auftrag von Herzog Carl August ein etwa 500 m langer Stollen, um das Brauchwasser einer geplanten unterirdischen herzoglichen Bierbrauerei und Bierkellerei für „englisches“ Porterbier in die Ilm abzuleiten.
Der Brauereibau wurde dann aber an dieser Stelle verworfen und so nutzte man die entstandenen Stollen bis 1815 zur Sand- und Kiesgewinnung.
Damit entstand ein weit verzweigtes System von Gängen, Tunneln und Hohlräumen.
Der Stollen in der Parkhöhle Weimar.
Die zahlreichen Weitungsbaue und Nebenstollen wurden dabei teilweise wieder verfüllt.
Stollensicherungsbau - Nebenhöhle Parkhoehle Weimar.
Die vorhandenen Hohlräume dienten nun der Lagerung von Bier und auch Kohle sowie ein Teil als herrschaftlicher Wandelgang.
Die durch den Abbau entstandenen Gesteinsansichten dienten Johann Wolfgang von Goethe und seinem Sohn August für Forschungen. Viele Fossilienfundstücke, u. a. auch aus dieser Höhle, hatten sie in einer geo-wissenschaftlichen Sammlung zusammengetragen und untersucht.

Die Parkhöhle lag einst im Flussschotter und den Sedimenten der Ilm. So kann man hier beim Begehen der Stollen auch noch heute Versteinerungen im Travertin besichtigen.
Gesteinsschichtenabbild Parkhöhle Weimar.
Aufwändig wurde im Jahre 1817 eine im Stollensystem austretende Quelle abgeleitet. Am Mundloch oberhalb der Ilm tritt sie noch heute zwischen künstlich aufgetürmten Felsen als Parkbereicherung aus.
Mundloch mit Quellfassung - Parkhöhle Weimar.
Hier ist wohl auch der Zugang für die in der Parkhöhle in nicht begehbaren Teilen überwinternden Fledermäuse zu finden.
Vor dem zweiten und im zweiten Weltkrieg baute man Teile der Höhle als Bunker und Luftschutzraum aus und erweiterte die Hohlräume.
Ende der 1970er Jahre wurden die vorhandene Kleine Höhle und der Zugang hinter dem Liszthaus zugeschüttet.
Im Jahre 1992 wurde dann mit der Sicherung und Erschließung des vorhandenen Stollensystems begonnen. Der ehemalige Eingang wurde wieder freigelegt und im Areal ein Untertagemuseum eingerichtet.
Seit dem 22.Februar 1997 können Besucher wieder Teile des vorhandenen Höhlensystems besuchen und am 28.8.1997 eröffnete zu Goethes Geburtstag ein Museum.
In diesem wurde umfangreich die Entstehungsgeschichte des Stollensystems dokumentiert und mit Zeitzeugenberichten und Fotos auch die Nutzung im Dritten Reich dargestellt.
Ausbauteil Parkhöhle als Luftschutzraum.
In Schaukästen kann man sich u. a. gut über die Gesteinsformationen der Höhle und deren Entstehung sowie über gefundene Fossilien informieren. Auch Werkzeugfunde von Großwildjägern aus dem Ehringsdorfer Travertingestein sind im Stollenmuseum ausgestellt.
In einem Vortragsraum der Höhle finden Veranstaltungen vor allem zur geologischen Entstehungsgeschichte statt.
Geöffnet ist das Areal mit Eingang am Liszthaus täglich außer Montags (Stand Februar 2013).

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

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