f
🔍 Suchen

Artikel 42 für Ausgabe 23/2009 der Kahlaer Nachrichten - Bauerbach im Friedrich Schiller-Jahr:

Acht Kilometer südwestlich von Meiningen, zwischen Werra und fränkischer Saale, liegt am Fuße der Rhön das Dorf Bauerbach.
Dorf Bauerbach
Hier verläuft unmittelbar die Grenze zwischen Thüringen und Franken. Diese Nähe spürt man in der Bauweise, aber auch in der unmittelbaren Lebensweise und Mentalität der hier ansässigen Dorfbewohner. Man spricht fränkisch.
Der Ort wäre heute noch sicher recht unbekannt und verträumt, hätte nicht im Jahre 1782 der Dichter Friedrich Schiller auf seiner abenteuerlichen Flucht im Ort Asyl bekommen.
Schiller, damals Regimentsarzt des Herzogs von Württemberg, wollte die körperliche und geistige Unfreiheit nicht länger ertragen. Insbesondere sein Bühnenstück „Die Räuber“, mit dem er die damaligen feudalen Zustände anklagte, und vor allem das strikte Verbot der Erstellung weiterer Schriften führten zur Konfrontation mit Herzog Carl Eugen von Württemberg und er musste jederzeit eine Festnahme befürchten.
Die Mutter eines Freundes, Henriette von Wohlzogen, hatte ihm auf ihrem Landgut in Bauerbach Unterschlupf angeboten.
In diesem Haus befindet sich heute das Schillermuseum.
In diesem Haus befindet sich heute das Schillermuseum.
Unter dem Namen Doktor Ritter lebte Schiller hier fast acht Monate unerkannt und konnte intensiv schriftstellerisch arbeiten.
Originalmanuskript von Schiller

Die drei Wohnräume Schillers im ersten Stock des Gebäudes sind noch fast im Originalzustand erhalten geblieben und wurden für das Museum zeitgemäß ausgestattet. Der Ofen, das Bett und diverses Mobilar sollen noch aus damaliger Zeit stammen.
Wohnraum
Schiller schildert seine Unterkunft als sehr annehmlich. Er habe „Bequemlichkeit, Kost, Bedienung, Wäsche, Feuerung.“
Wohnraum mit Ofen
In dieser Asylzeit fand er in dem Meininger herzoglichen Bibliothekar Reinwald einen unschätzbaren väterlichen Freund. Er wurde Berater von Schillers dichterischen Arbeiten.
Schiller beschäftigte sich intensiv mit Schriften von Lessing, Wieland und Shakespeare, historischen Werken sowie der Geschichte Spaniens als Grundlage für seine geplanten Schriften und Schauspiele.
„Doktor Ritter“ fand auch allmählich Kontakt zu den Bewohnern von Bauerbach. Henriette von Wohlzogen machte ihn bekannt mit vielen Pastoren und Persönlichkeiten, die für seine Sicherheit als unbedenklich angesehen waren. Aus diesen Treffen gewann Schiller Anregungen für die Gestaltung von „Don Carlos“ und „Louise Millerin“ (Kabale und Liebe).
Am 24. Juli 1783 verlässt Schiller Bauerbach wieder, nachdem sich in Mannheim die Lage zu seinen Gunsten verändert hatte. Er wird dort als Theaterdichter fest angestellt.

Zu erreichen ist Bauerbach am besten über die Thüringer-Wald-Autobahn, Abfahrt Meiningen West. Nach kurzer Strecke in Richtung Meiningen ist eine Abfahrt nach links beschildert.

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

Stadtverwaltung Kahla, Markt 10, 07768 Kahla ·
Telefon: +49 36424 77100 · E-Mail: stadt@kahla.de