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Artikel 38 für Ausgabe 15/2009 der Kahlaer Nachrichten - Die Johanniterburg Kühndorf:

Auf einem Bergsporn am Fuße des Dolmar, einem etwa 750 m hohen erloschenen Vulkan zwischen der Rhön und dem Thüringer Wald, liegt der Ort Kühndorf mit der gleichnamigen Johanniterburg.
Johanniterburg Kühndorf
Die ungemein geschichtsträchtige Burg ist in ihrem Hauptteil sehr gut erhalten. Obwohl nach zahlreichen Umbauten ein Renaissancebau, ist der ursprünglich wehrhafte Charakter der Anlage bis in die heutige Zeit erhalten geblieben.
Das spürt der Besucher in der mit einem kleinen Eintrittspreis in großen Teilen zugänglichen Burg auf Schritt und Tritt.
Man kann die Hauptburg nur über eine Brücke erreichen und fühlt sich sofort in das Mittelalter zurück versetzt oder in eine Märchenkulisse der Gebrüder Grimm.
Hauptburg Kühndorf innen
Innenhof Johanniterburg

Schon 1291 wird die Anlage erwähnt. Die ursprüngliche, im Grundbau noch heute vorhandene Burganlage wurde um 1315 nach Erwerb von Bertold VI. von Henneberg – Schleusingen als Komturschloss des Johanniterordens umgebaut.
Es entstand eine kastellartige Burg, die über die Jahrhunderte immer wieder verändert und erweitert wurde. Die wesentlichen Bestandteile bilden die Oberburg mit der Südkemenate, die Westkemenate, die Küche und der Bergfried, die Unterburg mit Sommer- und Backhaus sowie die Torburg. Alle Anlagen sind noch heute weitgehend vorhanden.
Kühndorf
Nach dem Aussterben der Henneberger Linie fiel die Burg an die Wettiner.
Ab dem Jahre 1590 war die Johanniterburg Sitz des Hochgerichts, das erst 1835 nach Suhl umzog.
Im Jahre 1660 wurde im Gerichtssaal
Gerichtszimmer Kühndorf
die letzte „Hexe“ im Kühndorfer Gericht verurteilt und verbrannt.
1902 kaufte ein Arzt die verwahrloste Burganlage. Er veranlasste umfangreiche Baumaßnahmen.
1945 wurden Vertriebene untergebracht.
Nach 1990 erfolgten nach erneuter Privatisierung (Familie von Eichborn) wieder Instandhaltungsmaßnahmen. Die neuen Besitzer haben sich seitdem Wohnbereiche geschaffen und ab 1995 die Anlage für die Öffentlichkeit museal freigegeben. Seit dieser Zeit wurden und werden die Innen- und Außenanlagen im Sinne des Denkmalschutzes renoviert.
In den Räumen wird detailliert die Geschichte des Johanniter-Ritterordens und der Burganlage dokumentiert.
Johanniterdokumente Museum Kühndorf
Kühndorf ist die einzige im deutschen Sprachraum erhaltene Johanniterburg und hat damit für den noch heute existierenden Orden eine außerordentliche Bedeutung. Noch heute gibt es 3300 Ritter weltweit und als amtierender „Herrenmeister“ führt Oskar Prinz von Preußen seit 1999 den Johanniterorden (Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem).
Der Orden ist u. a. Träger der Johanniter-Unfallhilfe und weiterer Hilfsgemeinschaften, sowie Träger von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Er ist Bestandteil der evangelischen Kirche Deutschlands.
Zu erreichen ist Kühndorf am besten über die Thüringerwaldautobahn. Vor der beschilderten Ausfahrt „21 - Meiningen Nord“ ist der Ort rechterhand bereits gut einzusehen.

Heinz Arlitt
Heimatgesellschaft

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